In welchen Branchen sehen Sie Anwendungsmöglichkeiten für die „Best Practice“ des IT Service Management?
Ich glaube, dass die digitale Transformation Möglichkeiten in nahezu allen Branchen eröffnet. Wo immer eine Dienstleistung IT-unterstützt erbracht wird, müssen Prozesse zur Steuerung, Überwachung und Evaluierung verwendet werden. Da liegt die Verwendung einer seit fast 30 Jahren etablierten Best-Practice Sammlung nahe. Leider ist immer noch so: Du kannst eine nahezu beliebige Hotline anrufen und innerhalb von 30 Sekunden eine Liste der fehlenden oder unreifen Prozesse, Richtlinien und Verhaltensweisen erstellen. Das liegt aber nicht nur an der Unkenntnis der Service Management Best Practice außerhalb der IT Branche, sondern auch am Unwissen über wirtschafts- und arbeitspsychologische Erkenntnisse. Deshalb wollen wir ja mit Mind4Service eine notwendige Erweiterung der Best Practice erzeugen. Auf der „anderen“ Seite, der Richtung Technologie, gibt es ja dank der ITSM Toolhersteller und erfolgreicher Initiativen aus Software-Entwicklung und IT-Betrieb eine ganze Menge brauchbarer Hilfsmittel.
Wird die digitale Transformation Arbeitsplätze in Österreich/Europa schaffen oder abschaffen?
Ich hoffe schaffen. Ich fürchte abschaffen. Wenn die Gesetzgeber, national und Unionsebene, sich nicht ausreichend einschalten, geben wir den größten Teil der Wertschöpfung an Technologie-Giganten außerhalb Europas.
Wenn Sie jetzt 14 wären … Welche Ausbildung würden Sie machen wollen?
Die gleiche wie mit 14 und sie würden mich wieder nicht lassen: Pilot beim Bundesheer. Das ist in Wahrheit ja gut, denn weit kann man bei uns mit einem Eurofighter ohnehin nicht fliegen. Daher würde ich genau so wie damals eine Handelsakademie besuchen wollen, die Mischung aus Wirtschaft, Allgemeinwissen, Naturwissenschaft und Sprachen hat (zumindest damals) viele Möglichkeiten eröffnet.
Wir fahren alle autonome, also selbst steuernde, Autos: 2020, 2050, oder nie?
Meine aktuelle Erfahrung mit dem Tesla Model X: Geht gut, aber die mangelhafte Infrastruktur (Straßenmarkierungen, Ampeln, Verkehrszeichen) und die anderen nicht-automatisierten Verkehrsteilnehmer lassen Autonomie nur sehr beschränkt zu. Daher eher 2050. Für wahrscheinlicher halte ich aber die Möglichkeit „nie“, weil das Auto mit dem Ende des Verbrennungsmotors als Konzept hinterfragt werden wird.
Der Kühlschrank bestellt selbständig Lebensmittel, die Drohne liefert aus und Dein Roboter räumt ein. Science Fiction oder bald Realität? Wer kümmert sich drum, wenn die Milch nicht kommt und was hat das mit Service Management zu tun?
So oder so ähnlich wird es sehr bald sein. Ich fürchte, Service Management wird nicht die nötige Priorität haben und die Beschwerde wegen der Milch wird aufgrund unabgestimmter Prozesse und unklarer Verträge und schlechter Kommunikation von einem Provider zum anderen geschubst werden. Wir werden den Kaffee öfter schwarz trinken müssen.